Donner Kleve

Donner Kleve - das tote Kliff

Das „tote Kliff" – Beeindruckende Natur in nächster Nähe

In Dithmarschen gibt es viel zu entdecken. Zum Beispiel eine einzigartige Natur, die faszinierende Einblicke in die frühe Geschichte liefert. In unserer Serie „Dithmarschen erkunden" geht es diesmal ins Naturschutzgebiet Kleve.

Südöstlich von St. Michaelisdonn liegt das Gebiet „Kleve" (Kliff). Dieses Areal dokumentiert die erdgeschichtliche Entwicklung nach der Eiszeit in Dithmarschen besonders eindrucksvoll. Doch woher stammt eigentlich der Name „totes Kliff"? Mit dem Ende der letzten Eiszeit vor 11.000 Jahren (Weichsel Vereisung) lag der Meeresspiegel rund 60 m niedriger als heute. Das Schmelzen der Gletscher verursachte eine Überflutung, von der auch besonders der südliche Nordseeraum betroffen war. Vor etwa 5.000 Jahren verlief die Küstenlinie unmittelbar vor dem Geestrand. Wind und Wellen der Nordsee trafen dabei ungemindert auf die hoch hinaufragende Alt-Moräne, die sich in der vorletzten Eiszeit (Saale-Vereisung) gebildet hatte. Im Laufe der Jahre kam es somit zu Unterspülungen und Uferabbrüchen und so formte sich allmählich eine Steilküste. Das abgetragene Erdreich lagerte sich als langgestreckter Nehrungshaken (Donns) vor der Küste ab.

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Daraus entwickelte sich schließlich in Form von natürlicher Anlandung die Marschlandschaft. Die Küstenlinie lag nun nicht mehr am Kliff, worauf die Alt-Moräne abflachte und bewaldete. Der eindrucksvolle Höhenzug ragt heute bis zu 30 m aus der weiten Marschebene empor. Der Klevhang erstreckt sich hier entlang der Naht stelle zwischen Geest und Marsch. Vorgelagert ist ein System von vermoorten Rinnen und ehemaligen Nehrungen mit z.T. aufgelagerten Dünen.

Die Sagenwelt am Kliff

Trinkwasser war in der Vergangenheit für die Marschbewohner ein seltenes Gut. Diese Tatsache hat auch kulturell ihre Spuren hinterlassen. So haben die auf dem Hang sprudelnden Quellen in der Geschichte ihren Eingang in die Sagenwelt gefunden. „Goldsoot!", wurden die natürlichen Wasserressourcen von den Einheimischen genannt. Ein Beweis, wie kostbar Trinkwasser einmal gewesen war.

Beeindruckende Tier- und Pflanzenwelt

Heute ist der überwiegende Teil des Naturschutzgebietes Kleve mit Eichen-Mischwald erwachsen. Diese Waldform ist charakteristisch für magere Geestböden. Zahlreiche „Kratteichen" finden sich in dem Areal als Reste einer kulturhistorisch bedeutsamen Wirtschaftsform. Dabei wurden Eichen regelmäßig abgeholzt und es entstand der sogenannte Niederwald (Kratt). Vor 100 Jahren war das Gebiet Kleve in weiten Teilen baumfrei. Im Laufe der Jahrhunderte führte der sandige und magere Boden durch die Übernutzung von intensiver Schafsbeweidung zur Ausbreitung der Heide. Doch die lichtbedürftigen Pflanzen sind heute nur noch auf weitgehend baumfreien Trockenhängen des Spiekerberges zu finden.

Für viele Tierarten, die das Licht, die Wärme und die Trockenheit bevorzugen, sind die Trockenhänge ein bedeutender Lebensraum geworden. Bis zu 300 Insektenarten leben allein auf der Besenheide. Hummeln und Wildbienen fungieren als wichtige Pflanzenbestäuber. Aber der Naturinteressierte findet hier noch viele andere Insekten, wie Grab- und Wegwespen, Schwebfliegen, Heuschrecken und Laufkäfer. Zu den Heidebewohnern am Kleve gesellen sich noch andere Tiere. Kaninchen, Blindschleichen und Zauneidechsen finden sich hier ebenso wieder, wie die Schlingnatter, die hier eines ihrer letzten Reviere in Schleswig-Holstein bevölkert. Das Reptil wird oft fälschlicherweise mit der giftigen Kreuzotter verwechselt. Im Gegensatz zur Kreuzotter ist die Schlingnatter jedoch für den Menschen völlig ungefährlich und stellt biologisch eine Besonderheit dar.

Natur wird erhalten

Das Naturschutzgebiet Kleve ist als Heidelebensraum mit seinen arten- und strukturreichen Wäldern Teil des europäischen Schutzgebietes „Natura 2000". Die europäische Union zeichnet unter diesem Begriff schützens- und erhaltenswerte natürliche Räume aus und schafft damit europaweit ein grünes Netzwerk. Erkunden Sie dieses einmalige Naturschutzgebiet zu Fuß oder mit dem Rad. Nicht nur an den beiden Aussichtspunkten gibt es hier viel zu entdecken.

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